Universal Analytics gehört der Vergangenheit an. Seit dem 1. Juli 2023 werden keine neuen Daten mehr aufgezeichnet, und seit Jahresbeginn 2024 ist der Zugriff komplett eingestellt.
Der Nachfolger Google Analytics 4 – oder kurz GA4 – ist somit das einzige Google Web Analytics-Tool, das zur Verfügung steht.
Google Analytics 4 ist mehr als nur ein Update – es ist eine grundlegende Neukonzeption von Webanalyse. Für alle, die sich bisher nicht intensiv mit Analytics beschäftigt haben, bietet GA4 einen modernen, aufgeräumten Einstieg.
Inhalt
- GA4 vs. Universal Analytics
- Google Analytics 4 einrichten
- Google Analytics 4 Migration
- Google Analytics 4 Tag Manager
- Events in Google Analytics 4 kurz erklärt
- Conversions in GA4
- Google Analytics 4 eCommerce
- Explorations für bessere Daten
- Wo finde ich die Bounce Rate (Absprungrate) in GA4?
- Welche Filter gibt es in GA4?
GA4 vs. Universal Analytics
GA4 ist, wie der Name verrät, die vierte Version von Google Analytics. Es handelt sich um einen komplett neuen Ansatz, der eventbasiert ist und plattformübergreifendes Tracking ermöglicht – von Websites bis hin zu Apps.
Für Nutzer von Universal Analytics (UA) bedeutet GA4 eine Umstellung in den Metriken und der Benutzeroberfläche. Einige Metriken wie „Entrances“ oder „Bounce Rate“ haben neue Definitionen erhalten oder wurden ersetzt (z. B. Engagement Rate statt Bounce Rate).
GA4 ist komplett ereignisbasiert. Jede Benutzeraktion wird als Event erfasst – von Seitenaufrufen bis hin zu Scrolling und Videointeraktionen.
Im Gegensatz zu Universal Analytics gibt es in GA4 nur noch eine Datenansicht. Gefilterte Daten werden direkt bei der Erfassung angewendet, was eine sorgfältige Konfiguration erfordert.
Google Analytics 4 einrichten
Die Einrichtung von GA4 erfolgt weiterhin im Analytics-Konto. Dabei wird eine neue GA4-Property erstellt, die alle Daten verwaltet. Die alten Views aus UA (z. B. gefilterte Datenansichten) sind nicht mehr verfügbar, dafür gibt es Data Streams, mit denen Daten von Websites, Apps oder anderen Plattformen erfasst werden.
Google Analytics 4 zeigt nach der Einrichtung nicht alle Metriken an, die es misst. Zum Beispiel ist in diversen Reports die Metrik “Clicks” zu finden. Diese Metrik bezeichnet aber nicht irgendwelche Klicks auf der Website, sondern ausschliesslich Outbound-Klicks, also Klicks, die von der Website weg zu anderen Websites führen.
Wohin die Klicks führen, wird in GA4 allerdings nicht angezeigt, ohne dass manuelle Anpassungen vorgenommen werden. Um die Zielseiten übersichtlich in einer Tabelle darzustellen, muss erst eine Custom Dimension “Link URL” erstellt werden.
Google Analytics 4 Tag Manager
Der Google Tag Manager GTM ermöglicht die Verwaltung von Tags, ohne direkt in den Code einer Website eingreifen zu müssen. Zusätzlich ermöglicht er eine bessere Übersicht über alle Tags einer Website.
Es ist daher empfehlenswert, die Installation von Google Analytics 4 mit dem GTM vorzunehmen. Dazu wird im GTM das Tag “Google Analytics: GA4 Configuration” erstellt und mit dem Trigger “Page View – All Pages” verbunden.
Im Tag muss die GA4-Measurement ID eingefügt werden. Diese ist im Admin-Bereich von GA4 unter “Data Streams” zu finden. Nach “Submit” der vorgenommenen Änderungen im GTM ist GA4 bereit, Daten aufzuzeichnen.
Events in Google Analytics 4 kurz erklärt
Wie erwähnt, ist GA4 Event basiert. Das bedeutet, jede Handlung, die User auf einer Website vornehmen können, ist ein Event. Einige dieser Handlungen – oder eben Events – sind von vorneherein in GA4 integriert. Dazu gehören “First visit”, “Session start”, “User engagement”. Weiter gibt es Events, die auch bereits ab Installation GA4 gemessen werden, aber ausgeschaltet werden können. Es gibt in GA4 vier Kategorien von Events. Hier eine Übersicht zu den Event-Kategorien:
Automatically Tracked Events
Sie sind die “Standard-Events” in Google Analytics 4 und werden ohne zusätzliche Aktionen in GA4 gemessen und können nicht ausgeschaltet werden. Die Automatically Tracked Events sind:
- First visit
- Session start
- User engagement
Enhanced Measurement Events
Die Enhanced measurement events sind seit einigen Wochen auch bereits nach der Installation automatisch aktiv (vorher mussten sie manuell eingeschaltet werden). Sie können (bis auf Page views) jedoch ausgeschaltet werden.
Zu den Enhanced measurement events gehören
- Page views
- Scrolls
- Outbound clicks
- Site search
- Video engagement
- File downloads
Scroll – Event in GA4
Neu wird seit der Einführung von GA4 in Analytics der Event “Scroll” gemessen. Es ist dies aber keine ausführliche Messung, bei der Scroll-Werte zu verschiedenen Prozentsätzen wie 40%, 60%, etc. gemessen werden. Es wird nur das Scrollen einer ganzen Page gemessen (der effektive Wert ist 90% Scroll, da die meisten Pages unten eine Footer haben und dieser selten von Usern angeschaut wird). Wird auf einer Page bis ganz nach unten gescrollt, wird in GA4 ein (1) “Scroll” aufgezeichnet.
Outbound Clicks in GA4
Die Outbound Clicks werden bei den Einstellungen unter Enhanced Measurement verwaltet und auch als solche bezeichnet. In den Reports in GA4 werden sie allerdings nur als “Clicks” bezeichnet, was Verwirrung stiften kann.
Zudem bietet GA4 ohne zusätzliche Konfigurationen keine Möglichkeit, einzusehen, wohin die Outbound Clicks führen. Dazu später mehr.
Video Engagement in GA4
Neu kann auch ohne weitere Konfiguration Video Engagement in Analytics gemessen werden. Allerdings funktioniert das nur bei eingebetteten YouTube-Videos.
In GA4 werden folgende Video-Events gemessen. Zu finden sind sie unter Reports → Engagement → Events.
- video_start
- video_progress
- video_complete
Allerdings wird in Reports in GA4 nur die Summe aller Events über alle Videos auf der Website angegeben. Es ist nicht ersichtlich, welche Videos geschaut werden.
Um zu sehen, welche Videos wie viele Events erzeugen, muss eine Exploration erstellt werden.
File Download in GA4
Wie bei Outbound Clicks und Video Engagement wird ebenfalls bei File Download nur die Summe aller Downloads angeben, nicht aber welche Files heruntergeladen werden.
Um einsehen zu können, welche Files heruntergeladen werden, muss eine Exploration eingerichtet werden. Dazu später mehr.
Recommended Events
Recommended Events sind Events, die selbst implementiert werden müssen, die aber vordefinierte Namen und Parameter haben. Weil diese Events zusätzlichen Kontext benötigen, um sinnvoll zu sein, werden sie nicht automatisch gesendet.
Zu den Recommended events gehören zur Zeit (GA4 wird ständig weiterentwickelt) 39 Events unterteilt in drei Kategorien – für alle Properties, für Online sales, für Games.
Diese Events sollten, wenn Sie erstellt werden, unbedingt so benannt werden, wie von Google definiert. Die Liste aller Recommended Events mit deren Event-Name sind hier zu finden: https://support.google.com/analytics/answer/9267735.
Wenn also ein Event erstellt wird, sollte immer initial geklärt werden, ob es sich hierbei um einen Recommended Event handelt und falls ja, die entsprechende Bezeichnung verwendet werden.
Falls es den zu erstellenden Event unter Recommended Events nicht gibt, muss ein sogenannter Custom Event erstellt werden. Dazu im folgenden Abschnitt mehr.
Custom Events
Hierzu gehören alle Events, die es weder schon “ab Werk” gibt, noch zu den Recommended Events gehören. Sie können frei benannt werden. Wobei es empfehlenswert ist, die Naming Convention zu verwenden: nur Kleinbuchstaben und Worte getrennt durch Underscore.
Wichtig: Werden Custom Events erstellt, sollte dabei der entsprechende Standard-Event ausgeschaltet werden.
Conversions in GA4
Unter Configure → Events werden alle Events, die “ab Werk” existieren und solche, die selbst erstellt wurden, aufgelistet. Aber Achtung: Events tauchen in der Liste nur auf, wenn sie einmal auf der Website ausgeführt worden sind.
Rechts in der Tabelle gibt es die Spalte “Mark as conversion”. Über den Schieber kann ein Event als Conversion deklariert werden.
Erstellen von Events in GA4
Es gibt zwei Wege, wie Events für Google Analytics 4 erstellt werden können. 1. im Tag Manager und 2. in GA4 selbst.
Im Google Tag Manager werden neue Events mit dem Tag Type “Google Analytics: GA4 Event” erstellt. Als Trigger können die bisherigen Trigger, die für Universal Analytics erstellt wurden, verwendet oder neue kreiert werden.
Die Events erscheinen, sobald sie einmal ausgeführt wurden, von selbst in GA4. Sie sind zu finden unter “Configure” und unter “Engagement → Events”.
In GA4 werden Events unter Configure → Events → Create event erstellt. Die Möglichkeiten in GA4 sind aber im Vergleich zum GTM eingeschränkt.
Google Analytics 4 eCommerce
Messwerte zu eCommerce sind in Google Analytics 4 unter “Monetisation” zu finden. In GA4 muss also nicht wie bisher in UA eCommerce-Tracking oder enhanced eCommerce-Tracking eingeschaltet werden.
Das Tracking funktioniert in GA4 grundsätzlich “von Anfang” an. Erfahrungsgemäss stimmt das allerdings nur für den Messwert “purchase”. Dieser wird zuverlässig gemessen und auch der jeweils dazugehörende Geldwert korrekt übermittelt.
Andere Messwerte wie “item view” oder “in den Warenkorb legen” funktionieren allerdings ohne manuelle Anpassungen im GTM oder direkt im Code des Webshops selten.
Explorations für bessere Daten
Wie oben erwähnt, werden in Google Analytics 4 zwar neue Events standardmässig aufgezeichnet, aber interessante Dimensions wie z.B. Link URL oder File Name (noch?) nicht mitgegeben.
Um dies zu beheben, müssen unter Configure → Custom definitions → Custom dimensions neue Dimensions erstellt werden.
Sobald diese Custom Dimensions existieren, können sie in den Reports unter Events via “secondary dimension” dargestellt werden.
Vielfach ist es aber vermutlich praktischer, dazu eine Exploration zu erstellen. Unter Explore wird eine “Blank” Exploration erstellt, in der die gewünschten Dimensionen und Metriken übersichtlich dargestellt werden können.
Die Exploration wird allerdings in der ersten Spalte Events mit der Bezeichnung “(not set)” auflisten. Durch Rechtsklick auf die Bezeichnung können diese gefiltert werden.
Hinweis: Explorations müssen geteilt werden, damit andere User sie sehen können. Editieren können sie andere User allerdings nicht. Andere User müssen die Exploration kopieren und können anschliessend die Kopie editieren.
Wo finde ich die Bounce Rate (Absprungrate) in GA4?
In Google Analytics 4 gibt es seit dem 11. Juli 2022 die Metrik “Bounce Rate”. Die Bounce Rate ist aber nicht als Standard in den Reports (z.B. unter “User Acquisition”) zu finden. Die Metrik “Bounce Rate” muss unter “Customise report” manuell zu den Reports hinzugefügt.
Als Standard in den Reports ist die Engagement Rate zu finden. Sie ist das Gegenstück zur Bounce Rate.
Die Bounce Rate bezeichnet den Prozentsatz an Besuchern der betr. Website, die die Site ohne weitere Handlung wieder verlassen. Besucher also, die keine weitere Page besuchen, keinen Button klicken oder auch sonst keine (messbare) Handlung auf der Page vornehmen.
Die Engagement Rate bezeichnet den Prozentsatz an Besuchern, die auf der Website eine messbare Handlung wie ein Linkklick, ein Buttonklick etc. vornehmen. Es ist also eine positive Bounce Rate.
Die Engagement Rate ist in GA4 in diversen Reports zu finden. Zum Beispiel unter Acquisition → User acquisition. Dort gibt es auch “Engaged Sessions” in absoluten Zahlen. Weiter befassen sich die Reports unter “Engagement” natürlich mit der Engagement Rate.
Welche Filter gibt es in GA4?
Google Analytics 4 bietet bis jetzt zwei Arten von Filtern:
- Internal Traffic
- Developer Traffic
Der Developer Traffic – Filter schliesst Traffic von Entwicklungsgeräten aus. Das bedeutet, Events werden ausgeschlossen, wenn der Wert debug_mode oder debug_event angegeben wird.
IP-Filter in GA4
Um internen Traffic nicht zu messen, kann dieser via einen IP-Filter ausgeschlossen werden. Voraussetzung dazu ist eine fixe IP-Adresse, die im Bereich “Admin” unter “Data Streams” eingegeben werden kann. Wichtig: der Filter muss aktiv gesetzt werden, bevor er wirkt.