Designpyramide – Ein Modell für Aufbau und Kontext von Design

Der Begriff «Design» wird auf vielfältige Art und Weise interpretiert. Oft werden dabei die Zusammenhänge nur unzureichend oder gar nicht wahrgenommen. Damit verkommt Design zum blossen «Style», wird abgewertet und falsch eingeschätzt – dabei könnte Design viel mehr leisten, als angenommen wird.

Ein Modell für Aufbau und Umfeld von Design

Dieses Modell hilft, den Aufbau und die Natur des Designs erkennbar zu machen. Begriffe im Zusammenhang mit Design – wie Corporate Design, Layout, Usability, «form follows function», «Look and Feel», Corporate Identity, Form, Inhalt und viele mehr – lassen sich sinnvoll einordnen. Durch den stufenförmigen Aufbau der Pyramide wird sichtbar, dass Gestaltung und Design nicht auf sich selber beruhen, sondern auf Grundlagen inhaltlicher Natur. Es ist ein Prozess vom geistigen zum physischen. So beinhaltet die Basis Immaterielles: Werte, Eigenschaften und Inhalte. Gegen die Spitze der Pyramide hin wird es immer physischer, nach Farbenlehre und optischen Gesetzmässigkeiten folgt das fertige Produkt, zum Beispiel ein Buch.

In vielen Projekten ist das Marketing an das Design gekoppelt. Einerseits soll das Design die Zielgruppe ansprechen, anderseits hat die Zielgruppe bestimmte Bedürfnisse. Beides kann im Designprozess berücksichtigt werden.

Diese Sichtweise zeigt das Design im Kontext und zeigt, dass es sich nicht vom Inhalt trennen lässt, dass es immer ein Ausdruck von etwas ist. In der Praxis hat das Konsequenzen: Zum Beispiel sollte in einer Publikation eine Kolumne für den Leser als solche optisch erkennbar sein, sollte also anders aussehen als ein Artikel. Ich kann eine Kolumne aber nur gestalten, wenn ich weiss, dass es eine solche ist; als Gestalter muss ich verstehen, worum es inhaltlich geht, das zu Grunde liegende Konzept sollte geklärt sein. Als Design-Endprodukt funktioniert der Prozess dann umgekehrt: die Gestaltung deklariert die Kolumne als Kolumne, hilft also dem Leser dabei, den Inhalt dieser Publikation zu erschliessen und zu verstehen.

Werden diese Sachverhalte nicht berücksichtigt, kann das Design fehlgeleitet werden. Das Design wird zum Ausdruck einer Lücke, es wird hohl und leer, ist nur noch Style.

Vielleicht hilft die Designpyramide auch im Umgang mit Standpunkten, die zum Dogma erhoben werden. Das Zitat «form follows function» beispielsweise birgt dogmatisches Potenzial. In der Designgeschichte gab es in den 50er- und 60er-Jahren Bewegungen, die sich diesem Leitsatz rigoros unterordneten. Damit verschwand vordergründig alle Zier und alles «Dekorative». Ende der 60er- und in den 70er-Jahren enstanden Gegenbewegungen, welche diesen Funktionalismus kritisierten. Eigentlich hat beides Platz: Funktion und Freude (ein anderes Wort für Dekoration, weil dieses heute oft negativ besetzt ist). Auch ein Ornament transportiert einen Ausdruck und vermittelt einen Inhalt.

 

Am Beispiel des Onlinedruckportals Printzessin.ch lässt sich das Modell der Designpyramide illustrieren. Wenn Sie, liebe Leserin und lieber Leser, die Printzessin nicht kennen, ist das zwar schade, macht aber nichts. Die folgende Beschreibung bringt Sie in Kontakt damit.

Begriff

Die Printzessin ist ein Onlinedruckportal wie viele andere auch. Man kann sich günstig, schnell und einfach etwas drucken lassen, zum Beispiel einen Flyer oder Karten. Es gibt einen Bereich mit vorgefertigten Designvorlagen, die sich online bearbeiten und individualisieren lassen. Weitere Eigenschaften dieses Druckportals: Qualität ist wichtig, der Service wird gepflegt, das Angebot richtet sich eher an jüngere Leute.

Imagination

Hier ist die Idee «Printzessin» angesiedelt. Printzessin.ch wird zu einer Person, die in einer Märchenwelt lebt. Wo vorher nur ein ödes Onlinedruckportal war, gibt es plötzlich Ritter, Drachen und Schlösser. Der Name und die damit verbundene Welt ist ein Transportmittel in die Köpfe der Kunden. Denn schliesslich soll sich dieses Onlinedruckportal von der Konkurrenz abheben.

Transformation

Die Printzessin als Name erhält im wahrsten Sinn des Worts ein Gesicht, eine visuelle Identität. Die Idee der Stufe «Imagination» wird in praktisch anwendbare visuelle, sprachliche und emotionelle Elemente umgesetzt: Die Sprache ist mittelalterlich, der Name der Printzessin ist Dot Magenta und sie ist per Du mit den Kunden. Auf Bildern ist die Printzessin persönlich zu sehen.

Funktion

Das Onlinedruckportal muss durch die Kunden einfach bedienbar sein. Bestellabläufe sollen klar sein und funktionieren. Die User sollen positiv überrascht werden. Auf dieser Ebene findet das Konzept der Website statt.

Ausführung

Hier erhält das Druckportal den letzten optischen Schliff: Schriften, Farben und Abstände werden bestimmt und Buttons gezeichnet.

Produkt

Die fertige Website Printzessin.ch, wie sie leibt und lebt …

Links

Grafik «Designpyramide» als PDF

http://de.wikipedia.org/wiki/Design
http://de.wikipedia.org/wiki/Corporate_Identity
http://de.wikipedia.org/wiki/Corporate_Design
http://de.wikipedia.org/wiki/Form_follows_function